Wir sitzen alle in einem Boot

Bewertung: 1 von 5

Vor einiger Zeit verabredete eine deutsche Firma ein jährliches Wettrudern gegen
eine japanische Firma, das mit einem Achter auf dem Rhein ausgetragen werden sollte.
Beide Mannschaften trainierten lange und hart, um ihre höchste Leistungsstufe zu erreichen.
Als der große Tag kam, waren beide Mannschaften topfit, doch die Japaner gewannen mit
einem Vorsprung von einem Kilometer. Nach dieser Niederlage war das deutsche Team sehr
betroffen, und die Moral war auf dem Tiefpunkt. Das obere Management entschied, dass
der Grund für diese vernichtende Niederlage unbedingt herausgefunden werden musste. Ein
Projekt-Team wurde eingesetzt, um das Problem zu untersuchen und um geeignete
Abhilfe Maßnahmen zu empfehlen. Nach langen Untersuchungen fand man heraus, dass bei
den Japanern sieben Leute ruderten und ein Mann steuerte, während im deutschen Team
ein Mann ruderte und sieben steuerten. Das obere Management engagierte sofort eine
Beraterfirma, die eine Studie über die Struktur des deutschen Teams anfertigen sollte.
Nach einigen Monaten und beträchtlichen Kosten kamen die Berater zu dem Schluss, dass
zu viele Leute steuerten und zu wenige ruderten. Um eine weitere Niederlage gegen
die Japaner vorzubeugen, wurde die Teamstruktur geändert. Es gab jetzt vier Steuerleute,
zwei Obersteuerleute, einen Steuerdirektor und einen Ruderer. Außerdem wurde ein
Leistungsbewertungssystem eingeführt, um dem Ruderer mehr Ansporn zu geben.
"Wir müssen seinen Aufgabenbereich erweitern und ihm mehr Verantwortungsgefühl geben."
Im nächsten Jahr gewannen die Japaner mit einem Vorsprung von zwei Kilometern.
Das Management entließ den Ruderer wegen schlechter Leistungen, verkaufte die Ruder
und stoppte alle Investitionen in ein neues Boot. Die Beratungsfirma wurde ein Lob
ausgesprochen und das eingesparte Geld wurde dem oberen Management ausgezahlt.